Lea Schaffner erzählt die Geschichte von Anna Kastenhofer Kramer. Diese wird 1689 in Aarau wegen Hexerei angeklagt, in ein Loch gesperrt, gefoltert und schliesslich, weil sie nicht zu einem Schuldeingeständnis gezwungen werden kann (was damals selten war), verwahrt. Danach verschwindet Kastenhofer Kramer auf ungeklärte Weise. Schaffners Installation ist nicht bloss eine Spurensuche in die Abgründe der Aargauer Geschichte. Vielmehr thematisiert die Künstlerin die (Un-)Möglichkeit, Verschwinden darzustellen. Mit reduzierten Mitteln gelingt Schaffner eine starke szenografische Umsetzung: Die über die Audiospur vermittelte Geschichte vom Verschwinden Kramers wird in eindringlicher Weise körperlich erfahrbar gemacht. Aufgrund dieser gelungenen künstlerischen Verdichtung hat ihr die Jury des Aargauer Kuratoriums einen Werkbeitrag zugesprochen. Pablo Müller

 

LEA SCHAFFNER, *1989, Zürich, Bildende Kunst und Performance, Werkbeitrag CHF 30’000, leaschaffner.net

Visuals: Porträtbild © zVg; Werkabbildungen: Grossmutterparadoxon, 2021, 4-Kanal Audioinstallation, 12:23, Loop verschiedene Materialen, Kunstraum Aarau; Grossmutter Spinne Teil 1, 2020 Video, 06:46, Loop, Sound, Kunstraum Aarau, 2021; Grossmutter Spinne Teil 1, 2020, Video, 06:46, Loop, Sound Binz39 Zürich (Foto © Jeremy Ayer); Don’t blow the cobwebs away, 2020, Stoff, 6m x 1.35m, Binz39 Zürich (Foto © Jeremy Ayer); 2-Kanal Videoinstallation,  01:09 min, Loop, Bildschirmfoto Wikipedia, 60 x 102 cm, MA Degree Show, 2017 © Lea Schaffner